Mittwoch, 11. Februar 2015

Unterwegs in den chinesischen Sonderverwaltungszonen oder: Hong Kong und Macau

Nach den ruhigen und gemütlichen Tagen am Inle-See, erlebten wir in Hong Kong einen kleinen Kulturschock. Wir besuchten hier Pat, eine Freundin aus der Schweiz, die vor einigen Monaten ausgewandert ist. Sie holte uns am Flughafen ab und bereits während der Taxifahrt in die Stadt konnten wir einige Blicke auf die nächtliche Skyline werfen - sehr imposant. Den Willkommensdrink gab es dann gleich im bekannten Ausgehviertel Lan Kwai Fong um die Ecke. Mitten in den Hochhäusern gibt es hier eine Bar neben der anderen, wo sich unzählige Touristen und Expats zu Drinks treffen. Nur dass ein Bier hier so viel kostet wie eine ganze Mahlzeit in Myanmar für zwei Personen..

Am nächsten Morgen sind wir mit einer Star-Ferry über den Victoria Harbour von Hong Kong Island nach Kowloon gefahren. Diese Fähren verkehren seit über hundert Jahren zwischen den beiden wichtigsten Stadtteilen Hong Kongs.

Die Fähre "Twinkling Star"
Die Aussicht von Kowloon auf Hong Kong Island ist grandios. Der höchste Wolkenkratzer auf ist auf der rechten Seite das Two International Finance Centre (2 IFC) mit 412 Metern. Es wird nur vom International Commerce Centre (484m) auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens überragt.
Two International Finance Centre (2 IFC) im Morgenlicht
Aufgrund des beschränkten Platzes und den damit verbundenen Landpreisen, gibt es in Hong Kong fast ausschliesslich Hochhäuser. Manche sind extrem schmal, so dass man meinen könnte, es gäbe nur eine Wohnung pro Stockwerk. Auf Kowloon befindet sich dann auch der dichtest besiedelte Stadtteil der Erde (Mong Kok) mit rund 130'000 Einwohnern pro Quadratkilometer. Und ja, die Wohnungsmieten sind dann auch entsprechend teuer (sogar deutlich höher als in Zürich).



Am Wochenende treffen sich die Haushaltsangestellten aus den Philippinen oder Indonesien auf einen Schwatz ausserhalb der Einkaufscenter. In Hong Kong werden die guten Feen schlicht "Helper" genannt. Es gibt zwar Mindestlöhne in Hong Kong, aber die sind sehr niedrig im Vergleich zu den hohen Salären, welche die internationalen Firmen bezahlen. Deshalb gilt Hong Kong leider auch als Land mit einem der grössten Einkommensgefällen der Welt.


Überall in Hong Kong gibt es kitschige Schafe zu sehen, da am 19. Februar das Chinesische Neujahr gefeiert wird. Wir konnten bis heute nicht herausfinden, ob es nun das Jahr der Ziege oder des Schafes ist, denn überall steht "goat", es sind aber meistens Schafe abgebildet. Im Nachhinein haben wir gelesen, dass das chinesische Wort sowohl Schaf und Ziege umfasst und daher beide Varianten richtig sind.


Stanley

Mit einem Doppeldeckerbus machten wir eine Ausfahrt auf die Südseite von Hong Kong Island. Welch ein Gegensatz - kaum raus aus der Stadt gibt es malerische Buchten mit schönen Stränden und Promenaden, die zum Spazieren einladen. Wir sind bis nach Stanley gefahren, wo sich die gestressten Hong Konger von den langen und hektischen Arbeitswochen erholen.



Pat war ein fantastischer Tourist Guide! Sie hat uns Rooftop Bars mit versteckten Eingängen oder chinesische Restaurants mit authentischen Gerichten gezeigt. Beim Abendessen im chinesischen Restaurant war auch eine lokale Freundin von Pat dabei, die sicher 10 Minuten mit dem Kellner auf Kantonesisch über unser Essen diskutiert hat und dann für uns eine breite Palette an chinesischen Speisen bestellt hat. Jeder Gang wurde dann einzeln serviert und von allen Gästen am Tisch geteilt. Die lange Bestellung hat sich gelohnt, es war herrliches Abendessen.

Victoria Peak

Da Hong Kong Island sehr gebirgig ist, durfte auch ein Besuch des Victoria Peaks nicht fehlen. Wir fuhren mit dem Peak Tram hoch, welches seit über hundert Jahren Gäste auf den Hausberg bringt.


Der Ausblick auf die Hochhäuser ist beeindruckend - vorne Hong Kong Island, weiter hinten Kowloon.



Chi Lin-Kloster und Nan Lian-Garten

Dieses buddhistische Kloster ist eine ruhige Oase, eingeklemmt zwischen unzähligen Hochhäusern. Es ist völlig anders als die Tempel und Klöster in Myanmar - keine kitschigen Lichterketten, keine Verkaufs- und Souvenirstände, dafür ein unglaublich schöner Innenhof mit Bonsai-Bäumen.


Gleich daneben liegt der  Nan Lian-Garten. Der Garten wird von einer ganzen Schar von Gärtnern gehegt und gepflegt, im Teich gibt es Karpfen und Aufsichtspersonal sorgt für Ruhe und Ordnung. Die Liste der Aktivitäten, welche hier verboten sind, würde den Rahmen dieses Eintrags sprengen - unter anderem ist "Frolicking" (herumtollen) verboten.



Tagesausflug nach Macau

Wir haben uns dafür entschieden, auch der zweiten chinesischen Sonderverwaltungszone in der Gegend einen Besuch abzustatten. Das bis 1999 zu Portugal gehörende Macau liegt auf der anderen Seite des Perlflussdeltas und ist mit einer der vielen Fähren in einer Stunde zu erreichen.
Macau wird auch Monte Carlo des Orients genannt. Dies kommt nicht von ungefähr, denn schon seit 1850 ist hier das Glückspiel erlaubt. Rund 40% des Bruttoinlandprodukts werden heute durch Casinos erwirtschaftet. Seit 2007 erwirtschaften die Casinos in Macau sogar mehr Einnahmen als das zigfach grössere Las Vegas. Uns hat dies sehr erstaunt, da die wirklich ausgefallenen Hotels und Attraktionen fehlen. Aber die Chinesen sind wohl äusserst spiel- und wettfreudig (v.a. Pferde- und Hunderennen).


Der Ausblick vom Leuchtturm "Farol da Guia" ist nicht ganz so spektakulär wie in Hong Kong. Das Grand Lisboa-Hotel, welches 2008 eröffnet wurde, dominiert jedoch die Skyline. Es hat 52 Stöcke, ist 261m hoch und sieht ein wenig wie eine Blume aus. Aus der Ferne betrachtet "wächst" es aus deutlich niedrigeren Gebäuden heraus.



Der portugiesische Einfluss ist in der Altstadt allgegenwärtig. Es hat Spass gemacht, durch die autofreien Gassen zu spazieren und die alten Gebäude zu bestaunen. Portugiesisch ist immer noch eine offizielle Sprache.



Von der St. Pauls-Kathedrale steht nur noch die Fassade, was heute eine gut besuchte Touristenattraktion ist.


Für 10.7 Milliarden US-Dollar wird seit 2009 an der rund 50km langen Hong Kong - Zhuhai - Macau-Brücke gebaut, welche ab 2016 die beiden Städte verbinden soll. Anstatt mit der Fähre können die Gambler dann bequem mit dem eigenen Auto über das Perlflussdeltas zu den Casinos fahren.

P.S. Nein, wir haben nicht gezockt, da die Mindesteinsätze deutlich über unserer Schmerzgrenze lagen...

2 Kommentare:

Andrea hat gesagt…

Tom, ig weiss scho, werum dir das IFC so guet gfaut: Es gseht chli us wie the Gherkin in London! :-)

äläx hat gesagt…

org org org! Hudri wudri :)