Sonntag, 26. April 2015

Westküste, Wandern, Whirlpool

Nach der wunderschönen Landschaft rund um Queenstown haben wir uns auf den Weg zur Westküste gemacht und sind dem Meer entlang Richtung Norden gefahren. Auf dem Weg lagen der Fox- und der Franz-Josef-Gletscher, ein wunderschöne Küstenstraße und die spezielle Steinformation "Pancake Rocks". Zu den bisherigen Höhepunkten gehörte auch die zweitägige Küstenwanderung im Abel-Tasman-Nationalpark und unser mehrtägiger Entspannungsaufenthalt in einer Lodge im Marlborough Sound.


Der Weg von Wanaka zur Westküste

Nicht weit von Queenstown entfernt liegt Wanaka am Wanaka-See und hat eine ähnlich beeindruckende Landschaft zu bieten. Wanaka ist ebenfalls auf Tourismus spezialisiert und zieht auch viele Pensionisten an, die sich hier niederlassen. Die Stadt hat eine lange Seepromenade mit vielen Restaurants und Cafés zu bieten.

Ausblick von unserem Campingplatz auf den Wanaka-See.

Kurze Wanderung beim Mount Roy mit tollem Panorama des Wanaka-Sees.

Als wir uns von Wanaka auf den Weg zur Westküste machten, war uns das Wetter wohlgesonnen, aber sobald wir den Haast-Pass überquerten, fing der Regen und das Schlechtwetter an.

Strand des Hawea-See auf dem Weg nach Haast (vor dem Haast-Pass).

Die Westküste ist eine der am dünnsten besiedelten Provinzen Neuseelands und die Provinz mit dem meisten Regen. Im Westen bringt die Tasmansee viel feuchte Luft, die sich an den neuseeländischen Alpen aufstaut und auf die Westküste niederregnet. Auch wir konnten dem Regen nicht entkommen und die beeindruckende Landschaft leider nicht in vollen Zügen genießen.

Obwohl auf der Südinsel sehr viele Brücken nur einspurig befahrbar sind, hat uns diese Brücke doch erstaunt, da hier zusätzlich auch noch die Eisenbahn drüber fährt.


Die Gletscher

Eine einzigartige Naturattraktion Neuseelands sind die beiden Gletscher Fox und Franz Josef, da sie von alpinen Lagen bis fast ans Meer reichen und im gemäßigten Regenwald enden. Dadurch sind die Gletscherzungen auch ohne großen Aufwand zu besichtigen und gehören zu den zugänglichsten Gletschern der Welt.

Der Fox-Gletscher ist 13 km lang und erstreckt sich von 2.600 m auf 300 m Seehöhe. Benannt ist er nach dem neuseeländischen Premierminister William Fox, der den Gletscher 1872 besuchte. Der Gletscher zieht sich seit rund 100 Jahren langsam zurück, nur von 1985 bis 2009 ist er wieder deutlich gewachsen. Bei der Fahrt zum Gletscher sieht man Markierungen, die anzeigen, wie weit der Gletscher noch vor 20 Jahren ging.

Die Gletscherzunge des Fox-Gletschers.

Becken mit Gletscherwasser - die spezielle Farbe entsteht durch die vom Gletscher abgeriebenen Mineralien.

Der zweite Gletscher ist der Franz-Josef-Gletscher, der vom deutschen Entdecker Julius von Haast nach dem österreichischen Kaiser benannt wurde. Der Gletscher ist zur Zeit 12 km lang, befindet sich aber wie der Fox-Gletscher auf dem Rückzug. In seinen Glanzzeiten hatte der Gletscher aber zeitweise eine Wachstumsrate von 70 cm pro Tag - einmalig im Vergleich zu anderen Gletschern. Obwohl das Wachstum und der Rückzug der Gletscher zyklisch auftritt, wird der starke Rückgang der letzten Jahre der globalen Erwärmung zugeschrieben.

In Franz Josef (dem kleinen Touristendorf beim Gletscher) haben wir dann die Nacht in einem wunderschönen Regenwald-Campingplatz verbracht, inklusive Whirlpool inmitten der Vegetation. Als Krönung gab's dann noch All-you-can-eat-Pizza am Abend - so lässt's sich leben!

Unser wunderschöner Campingplatz am Rande des gemäßigten Regenwalds.

Pancake-Rocks

Kurz nach der größten Stadt der Westküste (Greymouth mit 9.000 Einwohnern, was rund 20 % der ganzen Bevölkerung der Provinz entspricht), konnten wir die Pancake-Rocks (Pfannkuchen/Palatschinken-Felsen) bestaunen. Die besondere Struktur der Felsen entstand vor über 30.000 Jahren durch die unterschiedlich schnelle Erosion der übereinander liegenden Gesteinsschichten. Tom begegnete auf dem Pfad zu den Felsen zufällig einem Schulkollegen aus dem Dorf, wo er aufgewachsen ist. Dies hat wieder mal gezeigt, wie klein die Welt manchmal ist.



Abel-Tasman-Nationalpark

Eine der bekanntesten Wanderrouten in Neuseeland ist der Küstenwanderweg im Abel-Tasman-Nationalpark mit fast 200.000 Besuchern pro Jahr. Am Nordende der Südinsel gelegen, ist der Park nach dem niederländischen Entdecker Abel Tasman benannt, der als erster Europäer Neuseeland sichtete.
Der gesamte Wanderweg hat eine Länge von 51 km und kann in drei bis fünf Tage erwandert werden. Wir haben uns für eine abgespeckte zweitägige Wanderung entschieden. Los ging's von Marahau mit dem Wassertaxi. Noch an Land mussten wir in Boot klettern und wurden dann von einem Traktor hinaus in Meer gezogen, da das Wasser bei Ebbe zu seicht für die Boote war.


Die anschließende Schifffahrt war schon ein Erlebnis für sich, da das Meer sehr aufgewühlt war und das Boot richtig über die Wellen sprang. Das Taxi brachte uns bis Onetahuti und von dort machten wir uns auf den Weg zurück nach Marahau. Der Wanderpfad führt abwechselnd am Meer und malerischen Buchten entlang, durch Wälder, neben Flüssen, auf Erhöhung mit toller Aussicht - kurz gesagt ein perfekter Mix der wunderschönen Landschaft. Obwohl für beide Tage Regen angesagt war, hat das Wetter mitgespielt und wir wurden nicht nass.


Das Wasser hat wegen des pflanzlichen Stoffes Tannin diese leuchtend rostbraune Farbe.

Übernachtet haben wir auf einem Boot in der Anchorage-Bay (übersetzt Anker-Bucht). Eigentlich eine Notlösung, da alle Hütten voll waren, haben wir den Abend mit gutem Essen und netten Leuten sehr genossen. Die Wanderung am zweiten Tag bot ähnlich spektakuläre Landschaft und das Wetter war uns wieder gut gesinnt.




Nach der doch etwas anstrengenden Wanderung haben wir einen Kurzstopp in Nelson eingelegt. Die älteste Stadt der Südinsel ist am Meer gelegen und hat eine moderne Kirche und einige ältere Häusern zu bieten.

Blick auf die anglikanische Christ-Church-Kathedrale.


Marlborough Sound und die Hopewell Lodge

Nachdem wir in den letzten Wochen sehr viel unterwegs waren und eine schöne Strecke zurückgelegt haben, gönnten wir uns einen "Urlaub vom Urlaub" in einer abgelegenen Lodge in den Marlborough Sounds. Die Marlborough Sounds sind vom Meer geflutete Täler und mit dem Auto nur schwer zugänglich. Durch die zerklüftete Form macht dieses kleine Gebiet fast ein Fünftel der gesamten Küstenlänge Neuseelands aus.


Die Hopewell Lodge liegt im Kenepuru Sound und Luftlinie wäre der Weg eigentlich ein Katzsprung gewesen, auf der kurvigen, teilweise nicht asphaltierten Straße der Küste entlang dauerte die Fahrt jedoch fast drei Stunden. Aber es hat sich gelohnt!

Begrüßt wurden wir von den wirklich netten Besitzern Mike und Lynley, die uns die Anlage zeigten. Wir haben dann auch in unseren vier Tagen Aufenthalt die Angebote der Lodge zur Genüge ausgenutzt. Da die Sounds abseits vom offenen Meer liegen ist das Wasser hier so ruhig, dass man glaubt an einem See zu sein. 

Aussicht auf den Kenepuru Sound von der Hopewell Lodge.

Jeden Tag nach dem Frühstück schnappten wir uns Kajaks und erkundeten den Sound. Obwohl das Wasser etwas kühler war, gehörte eine Runde schwimmen natürlich auch dazu.

David beim Kajaken.

Kajak-Tour zu einer verlassenen Lodge.

Vom heißen Whirlpool mit Blick aufs Meer machten wir nach der sportlichen Betätigung auch ausgiebig Gebrauch. Am ersten Abend wurden uns dann auch gleich gekochte Muscheln aus dem Sound serviert. Bei Dunkelheit sind nicht weit von der Lodge hunderte Glühwürmchen zu finden, die den Wald erhellen. Wir waren beim Glühwürmchen-Schauen, aber durch den unglaublich beeindruckenden Nachthimmel abgelenkt. Er strahlte so hell und die Milchstraße mit ihren unendlich vielen Sternen war deutlich zu sehen - ein wunderschönes Naturschauspiel.

Tom unternahm auch eine kleine Wanderung auf den Hügel hinter der Lodge. Neben einem tollem Ausblick begegnete er auch einigen Freunden. 



Mit schwerem Herzen verließen wir die Lodge und nahmen den ganzen kurvigen Weg entlang des Sounds nochmals auf uns. Zum Glück wurden wir mit Sonnen und tollen Ausblicken belohnt.



Unser nächstes Ziel war die Kleinstadt Picton, deren Hauptfunktion darin liegt, Ankunfts- und Ausgangspunkt der Fähre zur Nordinsel zu sein. Abgesehen davon hat die Stadt eine ansehnliche Hafenpromenade mit Park, die zum Verweilen einlädt. Picton liegt am Ende des größten der Marlborough Sounds, dem Queen Charlotte Sound.

Die Hafenpromenade von Picton.

Eigentlich hätten wir bereits am Vormittag die knapp dreistündige Fähre zur Nordinsel angetreten, aber wegen sehr schlechter Wetterverhältnisse in der Cook-Straße (Meerenge zwischen Nord- und Südinsel) wurde die erste Fähre abgesagt und die zweite startete erst mit deutlicher Verspätung. Die Fahrt durch den Queen Charlotte Sound war noch beschaulich und von der tollen Landschaft geprägt, aber als es aufs offene Meer ging, wurde es ungemütlicher. Die riesige Fähre mit hunderten von Autos und Lastwagen, bewegte sich mit den Wellen unaufhörlich auf und ab, wie man es von so riesigen Schiffen nicht erwarten würde. Die fünf bis zehn Meter hohen Wellen spritzen bis in den achten Stock der Fähre und unsere Auto war nachher komplett mit Salzwasser abgewaschen. Die Schiffsbesatzung war kontinuierlich damit beschäftigt Säcke auszuteilen und Unfälle zu beseitigen. Am Abend sind wir dann zum Glück heil in der Hauptstadt Wellington angekommen.

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