Montag, 20. April 2015

Fjordland

Entlang fast senkrechter, bewaldeter Felswände über die stillen Wasser des Milford Sound paddeln - dies war einer der Höhepunkte unsere nächsten Etappe, die uns nach Queenstown und weiter zum Fjordland Nationalpark führte. Wir erwanderten ein Teilstück des Kepler-Tracks, genossen den unvergesslichen Panoramablick vom Queenstown Hill und erreichten auf einer Bootsfahrt durch den Doubtful Sound die Tasmansee.


Per Kajak über den Milford Sound

Wir schlugen unser erstes Quartier im kleinen Städtchen Te Anau am Rande des Fjordland Nationalparks auf. Von dort aus liessen sich die zwei bekanntesten Fjorde, der Milford Sound und der Doubtful Sound mit vertretbarer Fahrzeit besuchen. Als Erstes stand eine Kajak-Tour im Milford Sound auf dem Programm. Wir wurden um 6.30 Uhr mit einem Kleinbus abgeholt und fuhren in zwei Stunden über eine kurvige Strasse zum Milford Sound. Dort fassten wir unsere Ausrüstung und sassen schon wenig später wasserdicht eingepackt in unserem Doppelkajak. Zusammen mit vier anderen Touristen führte uns unser Guide in einer fünfstündigen Tour (inkl. Mittagspause) über die fast schwarzen Wasser des Milford Sound. Der Fjord ist an seiner tiefsten Stelle 265 Meter tief und führt über relativ bescheidene 19 km zur Tasmansee. Das Fjordland ist eines der regenreichsten Gebiete der Welt, umso glücklicher waren wir über das grandiose Wetter.


An den steilen Flanken des Fjords gibt es immer wieder Wasserfälle zu bestaunen. Das Fjordtal wurde während der Eiszeiten von den Gletschern U-förmig ausgeschliffen und dann durch den Anstieg des Meeresspiegels geflutet. Die britischen Entdecker der Fjorde dachten, dass es sich um von Flüssen geformte Täler handelt und nannten diese deshalb fälschlicherweise "Sounds". Anstatt alle Sounds in Fjorde umzutaufen, haben die Kiwis einfach den Nationalpark "Fjordland" genannt.




Der 1'692 Meter hohe Mitre Peak unten im Bild ist der wohl meist fotografierte Berg in Neuseeland, denn fast jeder Tourist macht einen Tagesauflug mit einer zweistündigen Schifffahrt auf dem Milford Sound. Alle anderen Fjorde sind nicht per Bus oder Auto erreichbar.


Wir bereiteten uns gedanklich schon auf hunderte von lärmigen Booten vor, die im Fjord herumkurven, wurden jedoch positiv überrascht. Es gab zwar einige grosse Touristenboote, die ausliefen, danach war es aber sehr ruhig und gab praktisch keine Wellen mehr.



Auf der Rückfahrt nach Te Anau, nun bei Tageslicht, konnten wir die Fahrt durch drei verschiedene Täler geniessen.

Blick vom Westausgang des Homertunnels in Richtung Milford Sound.

Glasklare Bergbäche entlang der Route.

Manapouri und Doubtful Sound

Am folgenden Tag machten wir eine kurze Wanderung auf einem Teilstück des bekannten Kepler-Tracks, der in 3-4 Tagen erwandert werden kann. Wir spazierten entlang von Bächen und durchquerten märchenhafte Wälder.


Den Fliegenpilz gibt es auch in Neuseeland.

Am Abend gab es zur Stärkung selbstgemachte Palatschinken in allen Variationen, hier mit Banane und Nutella. Ja, David zaubert auch mit wenig Ressourcen beste österreichische Spezialitäten auf den Tisch!


Wir waren vom Milford Sound so begeistert, dass wir auch den zweiten relativ einfach erreichbaren Fjord, den Doubtful Sound, sehen wollten. Es ging wieder vor Sonnenaufgang los, zuerst in einer Stunde über den Manapouri-See zum Manapouri-Wasserkraftwerk. Während der Fahrt erlebten wir einen wunderschönen Sonnenaufgang.


Das Wasserkraftwerk wurde 1972 in Betrieb genommen. Es wurde gebaut, um den enormen Energieverbrauch des Aluminiumwerks in Bluff sicherzustellen. Die sieben Turbinen des Kraftwerks haben heute eine Kapazität von 850 Megawatt.


Die Turbinenhalle befindet sich fast 200 Meter unter der Erdoberfläche und ist über einen zwei Kilometer langen, mit Autos befahrbaren Kehrtunnel erreichbar. Nachdem das Seewasser die Turbinen angetrieben hat, wird es über zwei unterirdische Kanäle direkt in den Doubtful Sound geleitet.


Nun mussten wir für den zweiten Teil der Strecke in einen Bus steigen, der uns über den Wilmot-Pass nach Deep Cove am Doubtful Sound brachte. Hier war es definitv fertig mit Sonnenschein, die durchschnittlich 7'600 mm Niederschlag pro Jahr müssen ja irgendwann fallen. Zum Vergleich: Im für Regen berühmten London fallen pro Jahr etwa 800 mm Niederschlag.

Wir bestiegen nun erneut ein Schiff und kreuzten schon wenig später durch eine fantastische Landschaft. Der Entdecker James Cook hat den Fjord im Jahr 1770 "Doubtful Harbour" (auf Deutsch "zweifelhafter Hafen") getauft. Er war nämlich der Meinung, dass er mit dem Segelschiff aufgrund der Windverhältnisse zwar herein, aber nicht mehr hinaus fahren könne. Erst mehr als 20 Jahre später haben sich spanische Forscher mit einem Ruderboot in den Fjord getraut.


Die steilen Felswände sind aufgrund des vielen Niederschlags dicht bewaldet. Nur einige, wenige Stellen sind waldfrei. Hier kommt es zu sogenannten Baumlawinen: Das dichte Wurzelwerk kann der Schwerkraft nicht mehr trotzen und der vertikale Wald stürzt ins Wasser.


Auch hier gedeihen die für Neuseeland typischen Baumfarne.

Die meisten Bäche und Wasserfälle haben keine Quelle, sie werden alleine durch die Regenfälle genährt. Manche weisen Fallhöhen von bis zu 600 Metern auf!


Dank der praktisch vertikalen Felswände konnte unser Kapitän ganz nahe an die Wasserfälle hinfahren - sehr eindrücklich.



Wir legten die rund 40 Kilometer bis zum offenen Meer, der Tasmansee, in etwa 1.5 Stunden zurück. Dort war das Klima wesentlich rauher und das Betrachten der Pelzrobbenkolonie war eine feuchtfröhliche Angelegenheit. Danach machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Ausgangspunkt.

Auf dem Manapouri-See passierten wir erneut die Wetterscheide und die Sonne zeigte sich.



Queenstown

Nach einem gemütlichen Abend auf unserem Campingplatz, fuhren wir am nächsten Morgen zurück nach Queenstown. Dieses Touristenstädtchen liegt wunderschön in einer Bucht am Wakatipu-See. Frisch gestärkt mit einer heissen Schokolade (das nette Café an der Seepromenade wurde uns empfohlen) machten wir uns auf, den steilen Pfad auf den Queenstown Hill zu bezwingen.

Blick von der Seepromenade.

Das kohlebefeuerte Dampfschiff "Earnslaw" hatte seine Jungfernfahrt im Jahr 1912 und steht heute noch täglich im Dienst.

Die Anstrengung hat sich gelohnt, der Ausblick auf Queenstown und die umliegenden Berggipfel war phänomenal.




Am späten Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg durch das Cardrona-Tal in Richtung Wanaka. Auch diese Strasse bot wieder wunderschöne Ausblicke auf die umliegende Landschaft.


Ausblick auf die skurrile Hügellandschaft bei Arrowtown.

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